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Mitsamt
einem SWR-Team rückten wir bei unseren Weltverbesseren des
heutigen Tages in einer Karlsruher Werbeagentur zum Interviewtermin
an. Die Szene: Lars und Carlos präsentieren uns vor dem SWR-Team
Ihren ultimativen Fünf-Punkte-Plan zur Entschleunigung des
Lebenstempos. Das Ganze in einem Zimmer, welches durch eine dunkelgrün
gemusterte Tapete und die vielen Geweihe an der Wand, einen Raumeindruck
vermittelt, der farblich und stimmungsmäßig irgendwo
zwischen Bitterschokolade, Zigarrenrauch und Aghata Christie angesiedelt
ist. Und wo bitte soll sich hier die Hektik verstecken?
Das
Anliegen:
Im Gespräch wird
schnell klar: Der Alltag in einer Werbeagentur folgt einem schnelllebigen
Rhythmus. Die Zyklen der zu bewerbenden Produkte werden immer kürzer.
Auch den Designern bleibt immer weniger Zeit fürs Kreativsein
und für qualitativ ausgereifte Arbeiten. Trends werden in
immer kürzeren Abständen gesetzt und schaffen teilweise
absurde Bedürfnisse. Quantität statt Qualität, wohin
man schaut. Um über den eigenen Tellerrand hinauszugehen,
umfasst der Fünf-Punkte-Plan sowohl Ideen, die der einzelne
Mensch umsetzen kann als auch Ideen, die deutschlandweit oder auch
global erstrebenswert wären. So besteht bei den beiden Kreativen
der Wunsch, pro Woche einen E-Mail-freien Tag einzuführen.
Einen Tag, an welchem nur im direkten Gespräch kommuniziert
werden darf: Zeit für echte Begegnungen. Dass ca. 120 E-Mails
pro Tag – wie Lars uns aus eigener Erfahrung berichtet – einfach
zuviel sind, lässt sich leicht nachvollziehen und betrifft
immer mehr Menschen im Berufalltag. Global könnte dies so
aussehen, dass an einem Tag in der Woche weltweit alle Server runtergefahren
werden. Auch die Bildung soll gefördert werden, indem eine
Bibliothek für die Mitarbeiter eingerichtet wird und eine
Arbeitsstunde pro Woche für das Konsumieren fachfremder Literatur
verwendet wird. Außerdem hatten die beiden den Vorschlag,
deutschlandweit eine Geschmacks-Komission einzuberufen, die sich – ähnlich
wie es unsere Nachbarn in Holland schon machen – darum kümmert,
die Dinge des Alltags ein wenig eleganter und schöner zu lösen.
Unsere Gedanken & Überlegungen:
Wir wollten für alle
drei Adressaten aus dem Fünf-Punkte-Plan ein grafisches Produkt
erstellen: ein sehr kleines für den einzelnen Mitarbeiter, eines
für die ganze Firma und eines, welches ein Thema aus dem Fünf-Punkte-Plan
so kommuniziert, dass es global oder deutschlandweit funktioniert.
Die Ideen, die wir schließlich umsetzten, bezogen sich auf die
Punkte: Bildung, Geschmacks-Kommission und E-Mail-freier Tag.
Das
Ergebnis:
Ein Spiel des Wissens für Finest/Magma: Wir
dachten, dass es weitaus kommunikativer ist, wenn jeder etwas völlig
Neues lernen kann und wenn sich die Mitarbeiter gegenseitig Fragen
stellen. Wir haben also Spiel-des-Wissens-Karten zu verschiedenen Themengebieten
entworfen, auf die ein Mitarbeiter eine Frage schreiben kann, die er
schon lange mal beantwortet haben wollte. Diese Karte drückt er
einem Kollegen in die Hand, welcher die Antwort rausfinden und darauf
notieren muss. Wenn genug Karten ausgefüllt wurden, kann mit den
Karten gespielt werden.
Der Pate: Wir hatten plötzlich diese Vorstellung: Was wäre,
wenn im Bundestag lauter Desinger säßen? Sind Entscheidungen
nicht auch immer Gestaltungsentscheidungen? Wo fängt Gestaltung
an, wo hört sie auf. Unser Gedanke: Für jeden Bundestagsabgeordnerten
muss ein Design-Pate gefunden werden. Ein Designer, der diesen Abgeordneten
mit Ideen zur Verbesserung des Lebens der Menschen in Deutschland versorgt,
indem er ihn immer wieder auf neue Ideen hinweist. Diese Design-Patenschaft
hat zum Ziel, durch neuartige (Design-)Lösungen Nachhaltigkeit
schaffen und die Dinge an der Schnittstelle zwischen Staat und Bürger
ein wenig benutzerfreundlicher zu gestalten. So könnten zum Beispiel
Steuerformulare durch ein inhaltliches und gestalterisches Redesign
für jeden leicht verständlich gemacht werden.
Um Designer für diese Idee zu gewinnen, haben wir für Lars
und Carlos einen Flyer entworfen, den Sie an andere Designer weitergeben
können. Toll wäre es, wenn Dank dieser Design-Patenschaften
jedem Sitz im Bundestag ein Designer zugeordnet wäre. Denkbar
wäre dann sogar eine Design-Debatte: Einen Tag lang während
die Abgeordneten in der Sommerpause sind, treffen sich die Designer
im Bundestag, spielen Politiker und tauschen sich aus.
Das BING: Zum Thema E-Mail-freier Tag haben wir schließlich noch
einen kleinen Platz auf unserem A3 Bogen freigmacht: Ein länglicher
Striefen, den man am E-Mail-freien Tag über den Bildschirm oder
an den Computer kleben kann mit der Aufschrift: Lerne das BING zu ignorieren.
Gemeint ist der Sound, den das E-Mail-Programm macht, wenn eine neue
E-Mail ankommt. Ein verhängnisvoller Schnellschuss, welcher leider
vom SWR begeistert für den Beitrag aufgenommen wurde. Deswegen
wird uns das BING wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Die Herausforderung
bestand also auch für uns darin, das BING zu ignorieren – vorallem
im fertigen Beitrag des SWR für die Landesschau.
Die
Regel des Tages:
Gab's heute keine. :( |